Corona: Geschichte eines angekündigten Sterbens
Cordt Schnibben, David Schraven
DTV 5/20
S. 367
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Kriegsberichterstattung in Sachen Corona
Der Titel des Sachbuchs weist darauf hin: Die Corona-Pandemie wird langsam aber sicher ein gewichtiger Teil unserer Geschichte. Auch in diesem Sinne haben die früheren Spiegelredakteure Cordt Schnibben und David Schraven mit ihrem 18-köpfigen Rechercheteam Correktive einen Überblick über den Anfang der Pandemie zusammengetragen. Fakten werden hier vor allem in Tagebuchform präsentiert. Dabei werden wiederum die weltweit teils sehr unterschiedlichen Verläufe der Pandemie wie auch die verschiedensten Schauplätze chronologisch exakt dargestellt. Auch kommen Zeitzeugen wie der italienische Arzt Atillo Gilmozzi oder der Vorsitzende der kassenärztlichen Vereinigung Walter Plassmann ausgiebig zu Wort. Vor allem aber führt dies alles den Leser beängstigend nah ans Virus-Geschehen heran.
„Was wir auf der Intensivstation machen ist vergleichbar mit einem Kriegseinsatz. Ein Drittel der Patienten stirbt. Ein Drittel hat später körperliche Probleme“, sagt da ein Arzt aus Potsdam im März 2020. Auch wird die deutsche Sicht der Corona-Chronologie mit der chinesischen sowie der italienischen Phase bis März 2020 dargelegt. Dies alles geschieht in der ersten Hälfte des Buches äußerst detailliert.
Die Pandemie:
von Heinsberg bis nach Washington
Messerscharf werden die Geschehnisse in den Hotspots Heinsberg und Ischgl wiedergegeben, wobei die Darlegung im Präsens das Ganze dramaturgisch nochmals verschärft. Der zweite Teil des Buchs liefert unter anderem umfassende Informationen und Einblicke zur amerikanischen Phase der Virusverbreitung. Dabei geht es weniger um Trump als vielmehr die unterschiedlichen Facetten der Virus-Ausbreitung. Zustände in amerikanischen Fleischfabriken werden dargestellt wie auch hierzulande unbekannte Informationen aus South Dakota, Nebraska, Boston, New York und Washington. Für Zweifler an der Gefährlichkeit der Lage werden Autopsie-Ergebnisse präsentiert, in denen das Corona-Virus nicht nur die Lunge, sondern nahezu alle Organe des Menschen angreift. Ein Resümee oder zumindest eine These der Autoren ist, dass das Corona-Virus die Welt entglobalisiert – und entsolidarisiert.
In Sachen Corona gut informiert – aber halt ohne Ende
Dank Cordt Schnibben, David Schraven und deren Team ist der Leser nach der Lektüre über viele Aspekte wie auch dem geschichtlichen Geschehen rund um die Pandemie bestens informiert. Punkt. Jedoch mag man da vielleicht noch von den Autoren wissen, wie es mit uns weiter geht. Dies aber wusste man im Mai 2020, bei der Veröffentlichung des Buchs, genauso wenig wie heute. Und eben dieser Aspekt erinnert dann auch noch an so manche Kriegsberichterstattung aus dem letzten Jahrhundert. Ein Umstand, der den Autoren nicht aufgefallen sein dürfte, aber dessen Wirkung sich trotzdem einstellt.
Autor des Artikels:
Dieter H. Mainka
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Pressschau 21 Million Lights
Josef König
spektrum.de
Juli 2020
Die Ungleichzeitigkeit der DingeBuchrezension: Corona: Geschichte eines angekündigten Sterbens
Komplexes, erstaunlich einfach
Nach Josef König verstehen es die Autoren, ein komplexes und nicht einfaches Material geschickt zusammenzustellen. Damit kann der Leser sich ein kritisches und kompetentes Urteil bilden. König imponiert die Durchstrukturierung des Buchs und lobend erwähnt er den vorhandenen Glossar, welcher die wichtigsten Begriffen abbildet. Vor allem wird ein zuverlässiger Überblick über das Geschehen eines halben Corona-Jahrs geboten und damit ein guter Zwischenbericht „zu einer noch längst nicht überwundenen Geschichte“.
Link:
https://www.spektrum.de/rezension/buchkritik-zu-corona/1748604
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Jan-Peter Wulf
dasfilter.com
Juli 2020
Die Ungleichzeitigkeit der Dinge Buchrezension: Corona: Geschichte eines angekündigten Sterbens
Mehr als eventuell gelungen
Zuerst einmal wundert sich Jan-Peter Wulf über den Erscheinungszeitpunkt. Das ist auch berechtigt, denn die beiden Autoren legten das Sachbuch bereits im März 2020 vor und damit zu einer Zeit, als die Pandemie eigentlich gerade erst im Westen angekommen war. Aber Wulf entkräftet dann sein anfängliches Misstrauen und bescheinigt dem Ganzen einen hohen Informationsgehalt.
Und dann ist da noch die Frage, ob man das Aufkommen des Virus doch schon vorher gewusst hat? „Eventuell“, schreibt der Kritiker. Die aus dem Buch selbst entnommene Begründung für diese These ist dann im Kern durchaus interessant: „Das immer weitere und tiefere Eindringen des Menschen in Naturreservate und Biosphären, die fortwährende Ausbeutung der Tier- und Pflanzenwelt, sie legt zoonotische Erreger quasi frei und das – die Wissenschaft weiß es schon länger – immer schneller und häufiger.“
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Weitere Rezensionen im Überblick:
Rüdiger Busch,
Rhein-Neckar-Zeitung
August 2020
„Corona. Geschichte eines angekündigten Sterbens‹ ist eine ebenso informative wie spannende Lektüre.“
KUDU Lesemagazin
Herbst 2020
„Der erste große Report, umfangreich, fundiert, packend.“
Ronald Meyer-Arlt
lvz.de
Juli 2020
„Das wohl stärkste Sachbuch zur Pandemie haben jetzt Cordt Schnibben und David Schraven vorgelegt.“
BÜCHERmagazin
Mai 2020
„Ein umfassender und fundierter Report zur Weltkrise, herausgegeben von den Machern der ›Spiegel‹-Bücher, entstanden in der gemeinsamen Recherche von 18 internationalen Journalisten.“
Arne Bicker
zett-magazin.de
Juli 2020
„Hier wird deutlich: Der medizinische, gesellschaftliche und politische Kampf und der Umgang mit allen möglichen und unmöglichen Informationen zum Corona-Virus sind ein Wissenschaftsdrama, packend und lehrreich zugleich.“