Informationen und Impulse für ein bewusstes Leben
 

Das Corona-Zeitalter

Das Corona-Zeitalter. Oder sind wir bereit für den grundlegenden Change? Kann man eine Diskussion über den Fortgang eines neuen Corona-Zeitalters führen, wenn dieses noch nicht einmal so richtig angefangen hat? „Ja“, sagen Michael Mainka und Julian Schott und entdecken dann auch im gemeinsamen Diskurs bezüglich Philosophie und Zukunft durchaus Erstaunliches.

Interview vom 30.05.2o20

Kurze Frage zum Warming-up: Sollte man bezüglich Corona eigentlich noch die tägliche Presse verfolgen?

Schott:
Wenn dieser Virus ein Mensch wäre, dann hätte er das Zeug, genauso berühmt wie die Kardashians zu werden. Oder berühmter. Insofern kann man der Presse diesbezüglich gar nicht entgehen.

Mainka:
Das Meiste in den Medien erscheint mittlerweile wie ein Déjà-vu. Das wirklich Gruselige an der Sache ist doch, dass sich so viel nicht zu ändern scheint. Also die Wundermedizin bleibt aus. Wie sagt man so schön: „gekommen, um zu bleiben“. Damit meine ich den Virus und glaube sogar, dass das in gewisser Weise stimmt.

 

 

… gekommen, um zu bleiben“. Damit meine ich den Virus und glaube sogar, dass das in gewisser Weise stimmt.

 

 

(Quelle Pixabay)

Die Welt hat augenscheinlich ein medizinisches Problem. Im Gegensatz zu früheren Epochen wissen wir auch gleich ganz viel darüber. Andererseits hat man doch von den vielen Krimis im Fernsehen gelernt, dass man niemals den ganz schnellen Analysen trauen soll. Also was denn jetzt?

 

Schott:
Über die naturwissenschaftliche Interpretation hinaus gibt es kaum eine Auseinandersetzung mit diesem Pandemiethema. Naturwissenschaften geben sich stets sehr faktisch – und damit klar. Wenn jedoch wirklich alles sonnenklar wäre, dann müsste man ja nicht ständig darüber diskutieren.

Mainka:
Tatsächlich wird die Sache stets logisch präsentiert. Man bekommt den Eindruck, einer Operation zuzuschauen. Das Problem ist nur, dass selbst wenn man diese Pandemie gestoppt bekommt, die gesamte Welt danach eine andere sein wird. Letzteres haben wir in der Hand. Das ist die Chance. Wenn wir jedoch nach der Krise alles genauso wieder aufbauen wie es einmal war, was selten in der Geschichte der Menschheit so passierte, dann würde tatsächlich eine Art Déjà-vu eintreten: Corona 2.0 würde nicht lange auf sich warten lassen. Denn wer so viel herumreist wie wir, der verbreitet halt auch Krankheiten.

 

Im Moment der Pandemie gibt es keine anderen Deutungen des Geschehens, als eben naturwissenschaftliche.

Schott:
Ja, das stimmt. Die Wissenschaften an sich unternehmen den Versuch der Gesamtdeutung schon lange nicht mehr. Für die Medien gilt ähnliches. Prinzipiell lernt man an unseren Universitäten zwar mit den reinen Fakten virtuos umzugehen, aber darüber hinaus wird das Gesamtsystem nicht weiter hinterfragt. Es gleicht letztlich einem starren Glaubenssystem.

Mainka:
Zurückschauend erkennt man, dass die Naturwissenschaften im Laufe der europäischen Geschichte auf einen mächtigen Altar gestellt wurden, der die eigene Lehre allerdings unflexibel macht. Alleine die theoretischen Physiker dürfen sich da gedanklich etwas weiter hinaus bewegen, ohne gleich als Esoteriker oder Spinner verunglimpft zu werden. Diese Gruppe, zu der ja auch Einstein gehörte, ignoriert man halt und hat somit im eigenen wissenschaftlichen Terrain seine Ruhe.

Schott:
Daneben gibt es da noch ein paar Merkwürdigkeiten: Diese vielen Daten, welche heute ja so gerne herangezogen werden, ändern sich andauernd und damit meine ich nahezu wöchentlich. Das alleine ist paradox. Genauso paradox ist es, dass, wenn die paar nicht konformen Wissenschaftler mit den gleichen Daten ihre jeweiligen Thesen belegen, diese verhöhnt werden. Aber all das ist irgendwie noch menschlich verständlich, also dass es eine Kaste mit Deutungshoheit gibt. Was aber regelrecht nervt, ist der Umstand, dass man sich als allwissend gibt – beziehungsweise so tut, als wäre man es bald. Das ist meines Erachtens recht neu in der Geschichte der Menschheit. Und da Hochmut vor dem Fall kommt, scheitert dieses Dogma der Unfehlbarkeit gerade in einer medizinischen wie wirtschaftlichen Krise.


Vergleicht man Corona mit anderen Plagen aus der Menschheitsgeschichte, dann ist es doch erstaunlich, wie daraus eine so große Krise werden konnte.

Mainka:
Wenn man so will, dann hat sich unsere Kultur in ein Dilemma hineinmanövriert, denn zunehmend besteht der Sinn des Lebens nur noch darin, am Leben zu bleiben und genügend zu essen zu haben. Letztlich ist dieser Sinn aber sehr dünnwandig. Die bis vor kurzem noch sinnstiftenden Religionen tauchen ja in den nennenswerten Medien kaum noch auf. Damit sind wir dann auch bei einem der Gründe, warum das Virus uns alle so sehr in Angst und Schrecken versetzt. Die Generationen vor uns haben die metaphysischen Auffangnetze abgeschafft, worauf wir uns viel einbilden. Jetzt aber, wo es ungemütlich wird, kommt man mindestens ins Grübeln, was wahrscheinlich auch gut so ist.

Schott:
Grundlegend ist Corona nur ein Symptom. Letztlich basieren die Grundpfeiler der Wissenschaft auf ungelösten Rätseln wie der Big Bang Theory. Das muss oder soll man dann glauben. Insofern verlassen wir uns auf Wissenschaftlichkeit, die ja bekanntlich nichts mit Glauben zu tun hat, unter der Prämisse, dass diese Kausalitäten und Variablen liefert, die uns die Welt erklären. Gleichzeitig sind wir aber bereit über gewisse „Ungereimtheiten” hinweg zu schauen, welche eben diese Kausalitäten und Variablen eher als halbgare Theorien als tatsächliches Wissen erscheinen lassen. Viele unserer Probleme rühren also genau daher, dass wir die Wissenschaft nicht konsequent anwenden, sobald es ein wenig unangenehm wird und wir sehen, dass wir in der Praxis immer an die Grenzen der Anwendbarkeit der wissenschaftlichen Prinzipien geraten.

 

Grundlegend ist Corona nur ein Symptom.

 

Für die Zukunft lernen, bedeutet zurückzuschauen. Schaut man also in die Geschichtsbücher, lernt man schnell, dass stets alles im Wandel ist. Es scheint ganz so, dass wir gerade in einem besonderen Wendepunkt eines solchen Wandels sind.

Schott:
Wenn man sich in Sachen Wandel umschaut, woraus sich die Wissenschaften denn da so entwickelt haben, dann entdeckt man einen Prozess, der eigentlich mit Gläubigkeit begann, beziehungsweise stets eng mit allem verknüpft war, was wir heute mit Religiosität oder Spiritualität beschreiben würden. Man hat also damals ein paar unerklärliche Zusammenhänge hingenommen und dachte halt, das ist jetzt so. Aber an diesen unerklärlichen Zusammenhängen hat sich kaum etwas geändert. Zum Beispiel ist da das Leib-Seele Problem und die Frage nach Bewusstsein. Da hierzu die Wissenschaft einfach keine plausiblen Antworten hat, wird es einfach konsequent ausgeblendet. Das aber ist insgesamt ein Paradox, denn man soll ja heute nicht weniger als dieser derart entstandenen Wissenschaft vollkommen vertrauen. Wiederum bedeutet dies dann, wie gerade erläutert, nichts anderes als daran zu glauben, dass Wissenschaft optimal funktioniert. Genau dieser Umstand führt wohl oder übel zu einer Krise der Wissenschaft oder der Gesellschaft der daran Gläubigen. Mehr oder weniger erleben wir letzteres gerade. Allerdings kann es noch schlimmer kommen, also dass die Wissenschaft an sich angezweifelt wird. Übrigens kann ich mir gut vorstellen, dass viele Wissenschaftler sich gar nicht darüber im Klaren sind, dass viele der eigenen Grundlagen nichts weiter als Dogmen sind.

Mainka:
Schaut man sich zum Beispiel die Inkas an, also die aufstrebende Großmacht zu jener Zeit als die Spanier in Südamerika landeten, dann sieht man, wie schnell Systemkrisen einen ganz fatalen Ausgang nehmen können. Die Inkas verschwanden äußerst schnell und man weiß bis heute recht wenig über sie. Ich vermute, dass der Untergang dieser Kultur eigentlich nichts anderes als eine Krise des Systems war. Anders gesagt: Unser System ist in den letzten Jahrzehnten zu einem Wissenschaftssystem umgeformt worden, was auch so dumm nicht ist, nur hat man vergessen, mal eben alle ungeklärten Fragen zu beantworten.

 

Wo liegen die konkreten theoretischen Probleme der heutigen Wissenschaften?

Schott:
Solche erkennt man gut am Beispiel des Nahtodes beziehungsweise an Berichten über Nahtoderfahrungen. Die sogenannte „normale Wissenschaft“ scheut hier wissenschaftlich zu arbeiten. Das Dogma lautet letztlich, dass Menschen und Tiere halt keine Seele haben – beziehungsweise dass unser Bewusstsein letztlich das Resultat bio-chemischer und physikalischer Prozesse ist, die aufhören sobald die fleischgewordene Maschine, der Körper, einen Schaden nimmt. Doch (zum Glück) ist genau dies nicht der Fall. Dabei weiß jedes Kind, dass es selbst eine Seele oder ein Bewusstsein hat und der Familienhund ebenfalls nicht unbeseelt ist.

Bereits in Descartes Dualismus gab es Leib und Körper einerseits – und andererseits Geist und Seele. Wie beispielsweise Rupert Sheldrake immer wieder aufgezeigt hat, gab es unter den großen Wissenschaftlern und Philosophen des siebzehnten und achtzehnten Jahrhunderts, also jener Zeit, in der sich formierte, was wir heute moderne Wissenschaft nennen, durchaus viele, in deren Systemen eine Form der Vitalität des Lebens, des Beseeltheit eines Organismus im- oder explizit immer noch vorhanden war.  Und eben diese Aspekte der Veränderlichkeit und des Wandels sind Stück für Stück untergegangen – und mehr oder weniger von tendenziell als materialistisch zu beschreibenden Ansätzen vereinnahmt worden, ohne aber dass die “Virtuosität lebendigen Lebens,” welche eben nicht starr ist, Einzug in die beschreibenden Künste moderner Wissenschaft gefunden hat.

 

Bereits in Descartes Dualismus gab es Leib und Körper einerseits – und andererseits Geist und Seele.

 

Philosophie und Corona-Zeitalter:

Philosophie und Corona-Zeitalter: Der suchende Mensch war lange Zeit aus der Mode. Das kehrt sich augenscheinlich gerade um.

Eine ganz praktische wie auch spannende Frage zu unserer Zukunft oder zu einem Corona-Zeitalter ist es, welche Länder am ehesten aus der Krise gelangen und welche halt nicht.

Schott:
Eine Zeitlang kann man Probleme unter den Teppich kehren, je größer dieser ist, umso länger geht das. Prinzipiell geht es aber nur begrenzt. Länder, die sozusagen sauber aus der Sache kommen, sind dann halt solche, die bewusst etwas ändern – und nicht jene, deren Regierungen sich die Welt schön malen. Die USA sagen, so scheint es zumindest, die Wahrheit über Corona. Für viele europäische Länder gilt das Gleiche.
Ich glaube aber auch, dass jene Gesellschaften, in denen die Ideen vom Wandel und von Veränderung immer noch Teil kulturellen Denkens sind, es leichter haben werden. Hier heißt es: Mut zur Lücke. Wer den hat, wird es leichter haben, als jene, die behaupten, auf alle Fragen bereits die Antwort parat zu haben, obwohl dies natürlich nichts als Wunschdenken ist.

 

Wenn man so will, dann hat die Wissenschaft heute einen heiligen Nimbus. Aber mit dem neuartigen Corona-Virus scheint dieser gerade zu zerfallen.

Schott:
Ja, die Wissenschaft hat sich zu einem Nimbus unserer Gesellschaft entwickelt. Andererseits deutet das Wort Nimbus an, dass es leicht zum Scheitern führen kann oder dass es eine Projektion ist, die wieder verschwinden kann.

Mainka:
Das Schlimme eines Nimbus ist, dass er oftmals in Schutt und Asche zerfällt. Das ist der Wissenschaft nicht zu wünschen. Im Gegenteil, es könnte die Zeit kommen, wo man die Wissenschaft stützen muss. Wenn man so will ist Europa ja so schlecht nicht gefahren, als es in der Renaissance einer Zweiteilung des Geistigen zustimmte. Da war zum einen die christliche Religion, die für die Herzenswärme und das Mitgefühl vorgesehen war. Und da war oder ist der glasklare Verstand der alten Griechen. Von Vornherein hat allerdings die Sache mit dem Christentum nicht so ganz hingehauen, zumindest kann man das sehr aggressive Vorgehen der europäischen Mächte seit der Renaissance anders nicht erklären.

 

Wie umgeht man in Sachen Corona eine Panik?

 

Schott:
Wenn man versteht, dass Wissenschaft Grenzen hat, dann gibt es Prinzipien, denen man sich stellen muss. Wenn jeder so leben würde, dass man sterben muss, dann ist es fast egal welche Hiobsbotschaft kommt. Die Panik kommt, weil, wir glauben, dass wir ewig leben.

 

Gegenwärtig sucht die Welt weniger tiefgehende Erklärungen, sondern eher eine Art Lösung, wie man aus dem Schlamassel herauskommen könnte. „Akzeptiert den Change?“ Wäre diese Philosophie jetzt oder für die naheliegende Zukunft angesagt?



Schott:
Der Heiligenschein der Wissenschaft ist oder war bis gestern so groß, dass man aufgrund dessen geblendet war. Man konnte nicht wahrnehmen, dass sich die Welt ändert und dass dies einfach so sein muss. Schlussendlich wäre aber die Akzeptanz des Neuen ein richtiger Schritt in eine gute Zukunft.

Mainka:
Wenn man immer gegen den Wind segelt, muss man halt irgendwann mal eine andere Methode erfinden. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts hatten die westlichen Kulturen einen eher ungerechtfertigten Rückenwind. Im 20 Jahrhundert hatten sie dann die Welt erobert und begannen sich selbst zu massakrieren. Trotzdem hatte in jenem Jahrhundert ihre Wissenschaftsphilosophie einen riesigen Erfolg. Letzteres könnte sich aber nun zu einem zweiten Massaker entwickeln, also wenn man den Change nicht akzeptiert. Letzteres kann sehr umfassend werden. Zum Beispiel kann man in Zeiten von Corona und vermutlich auch danach, nicht mehr so viel reisen. Um Seuchen zu verhindern, muss das verringert werden. Die Rettung der stolzen Lufthansa hin oder her, man wird dies einfach akzeptieren müssen. Dafür kann man dann ja virtuelle Reisen unternehmen, hierfür haben wir bereits heute die Technik – und daneben ist dies dann auch umweltfreundlicher.

Unsere Zukunft:
Was kommt nach Corona?

Schott:
Die Bedrohung unserer Systeme hat auch etwas Positives. Es kann ein Katalysator sein, hin zu rationalerem Denken. Damit ist gemeint, rational gegenüber allem zu sein, auch gegenüber den eigenen Wünschen, und anzuerkennen, dass diese mitunter an der Realität vorbeisausen.

 

Mainka:
Viele Kulturen entdecken zur Zeit ihre spirituellen Wurzeln. Zum Beispiel hat Asien zum Teil den Buddhismus vergessen und Europa das Christentum. Eine Chance kann es durchaus sein, dass die Menschen und damit auch Wissenschaftler, sich ihren eigenen Strömungen stellen, worauf dann hier Erneuerungen geschehen. Wie das konkret aussehen könnte, lasse ich einmal bewusst offen. Je länger ich über das Thema nachdenke, empfinde ich da eine seltsame Logik: Mir scheint es, dass zu jedem Menschen auch eine spezifische Religion passt. Es ist also für alle gesorgt und jeder kann bis zu einem gewissen Grad damit seinen inneren Frieden finden – und dies selbst, wenn die faktischen Antworten noch fehlen. Darüber hinaus wäre es aber sehr sinnvoll, wenn das Ganze nicht mittelalterlich aussehen würde.

 

 

Die menschliche Welt bricht dann zusammen, wenn die Menschen das wollen.

 

 

Gegenwärtig kündigen sich Allianzen im Kampf gegen Corona an – und damit das uralte Freund-Feind-Schema in umgewandelter Form. Daher befinden in diesem Szenario wir Menschen uns auf der einen Seite und das Virus auf der anderen. Wäre das eine Lösung?

Mainka:
Ja, ein Ansatz zur Verbesserung der Welt kann es derzeit sein, dass Regierungen weltweit zusammenarbeiten. Hiernach wäre es dann ein neues und dann sehr dringliches Thema, wie die Staatsmodelle oder das eine Staatsmodell der Zukunft aussehen könnte. Ich persönlich glaube daran, dass die Welt sich international wahrnehmen kann und dass der einzelne Mensch in einer kleineren Gruppe lebt und hier seine sozialen Kontakte vertieft. Der Mensch weiß also, dass er eingebunden in eine riesige Menschheit und einen noch größeren Kosmos ist und auf der kleinen Ebene schafft er sich ein intensives persönliches Umfeld mit wenigen. Ansätze dazu sind bereits da, womit ich die Möglichkeiten des Internets meine. Dieser Ansatz nutzt die neuen Technologien und vermeidet den Größenwahn, der uns wahrscheinlich maßgeblich in diese Krise geführt hat.

 

Philosophie, Zukunft und Corona-Zeitalter:

Krisen haben einen Sinn. Nur erkennt man diesen meist erst, wenn das Schlimmste vorüber ist. (Quelle Pixabay)

 

 

Theoretisch ist ja immer alles möglich. Steht uns vielleicht doch der Weltuntergang bevor?



Schott:
Die Welt ist bisher noch nicht untergegangen oder zerbrochen. Punkt. Und unsere sonst so hochgelobte und hier in Teilen kritisierte Wissenschaft weist doch nach, dass diese Welt uralt ist. Dieser Planet und das Leben auf ihm werden auf jeden Fall weitergehen.

Mainka:
Die menschliche Welt bricht dann zusammen, wenn die Menschen das wollen. Dafür gibt es derzeit allerdings keine weitreichenden Anzeichen. Insofern ist das gerade eine Krise der Menschheit, ganz so wie man als Mensch mal schlechte Laune hat. Viele denken derzeit, dass wir den Gürtel enger schnallen müssen. Falsch ist das nicht, aber es erscheint nach dem, was wir hier diskutiert haben, nicht als „die“ Lösung. Es geht also nicht darum, wie oft es pro Jahr demnächst noch in den Urlaub geht, sondern bestimmte Dinge unseres bisherigen Lebens wie der besagte Urlaub stehen auf dem Prüfstand. Das klingt jetzt revolutionär, ist es vielleicht auch. Zum Beispiel fällt auf, dass je mehr die Menschen ihr Geld für Urlaub ausgeben, desto hässlicher und billiger die Architektur zuhause wird. Klüger wäre es doch, schönere Häuser und Städte zu bauen, anstatt ständig nach Barcelona zu fliegen, um dort wie bei einer religiösen Wallfahrt um die Sagrada Familia herumzulaufen.

Schott:
Teil der Lösung wird es sein, dass man nicht irgendwohin fahren soll. Vielleicht bleibt man länger in der Ferne und lernt diese wirklich kennen. Erst so entsteht die Horizonterweiterung, welche viele ja heranziehen, um den Urlaub zu begründen.

 


Autoren: Julian A.J. Schott, Dr. — CF Redaktionsleiter „Übersee“ und „Modernes Denken“
& Michael Mainka CF Chefredakteur

Share Post