Starke Veränderungen in der ARbeitswelt: Darauf setzt die Soziologin und Philosophin Lisa Herzog mit ihrem Manifest. Und das alles gilt genauso auch für die Zeit nach der “Pandemie-Zeit”.
Arbeit – demokratisieren, dekommodifizieren, nachhaltig gestalten. So lautet der Titel des Manifests von Lisa Herzog ganz genau. Es erschien Anfang Mai 2020 auf Zeit Online und wurde von über 3.000 Wissenschaftlern unterzeichnet. Die Soziologin und Philosophin setzt darauf, dass die Krise und Pandemie zunimmt und Veränderungen notwendig werden. In diesem Zusammenhang rückt eine neue Arbeitswelt in den Fokus. Diesbezäglich hält Lisa Herzog die Zeit für eine weitreichende Diskussion für mehr als reif. Schließlich wird ihrer Meinung nach durch die Pandemie weltweit die Arbeitslosigkeit explodieren. Es gilt also schon heute die richtigen Weichen zu stellen.
Die Post-Coronazeit positiv gestalten
Im Gegensatz zu Denkern wie Michel Houellebecq oder Slavoj Žižek geht sie von einer positiven Zukunft aus. So glaubt sie, dass man die Zeit des Umbruchs nutzen sollte, um fundamentale Fragen bezüglich Arbeit, Arbeitswelt und Gemeinschaft zu stellen. Daneben hält sie die Krise von 2008 für eine verschwendete, da die positiven Potentiale nicht genutzt wurden. Es stellt sich für die Philosophin die Frage, ob wir in Anbetracht des kommenden Heeres an Arbeitslosen nicht auch andere Ansätze als bisher ausprobieren sollten. Hierbei verweist sie auf sogenannte Jobgarantien. Solche wurden bereits in der Weltwirtschaftskrise der 30er-Jahre in den USA erfolgreich umgesetzt. Maßnahmen wie diese führten schließlich aus der damaligen Krise.
Eine neue Arbeitswelt – die Details der Umsetzung
Demokratisieren der Arbeit: Das heißt für Lisa Herzog, „dass wirtschaftliche Macht von denjenigen, die unter ihr stehen, demokratisch kontrolliert werden soll“. Daher bestimmen die Arbeitenden über die Gestaltung der eigenen Arbeit mit. Mit dem eher selten benutzten Verb „Dekommodifizieren“ soll im Titel des Manifests bereits ausgedrückt werden, dass man nicht alles den Marktkräften überlassen will. Damit ist beispielsweise der Gesundheitsbereich gemeint, wo es halt um Leben oder Tod geht. In solch lebenswichtigen Bereichen sollte dann staatlich vermehrt eingegriffen werden.
Darüber hinaus sollte die gesamte Gesellschaft auf eine nachhaltigere Schiene in der Pandemie-Zeit gesetzt werden. Fragen wie: „Wo wird welche Technologie eingesetzt. Wo werden Menschen eingesetzt?“ stehen nach Meinung von Lisa Herzog in der Zeit nach Corona ganz oben auf der Agenda.
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Davon(ge)kommen …
Auf der Wissenschaftsplattform „nachhaltigkeit 2030“ legt Lisa Herzog dar, dass Deutschland relativ glimpflich durch die Krise zu kommen scheint. Damit ist das Land „besser als manch andere Länder in der Lage” internationale Verantwortung zu tragen. Insofern sieht sie Deutschland in der Pflicht, sich international bezüglich Klimawandel, Armutsbekämpfung und soziale Entwicklung wie auch europäischen Zusammenhalt stärker zu engagieren.
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Über die Ungleichheit der Welt
Zu viel Ungleichheit raubt uns die Freiheit – davon geht Lisa Herzog aus und diskutiert 2017 dies wie andere Gedanken in der Sternstunde Philosophie von SRF Kultur (Schweiz).
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Die Rettung der Arbeit …
Lisa Herzog im Interview im Wiener Stadtgespräch am 8.10.2020. Zentrale Frage ist es hier, wie Arbeit in digitalen Zeiten demokratischer und gerechter werden kann.
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Lisa Maria Herzog
Lisa Maria Herzog (* 17. Dezember 1983) ist eine deutsche Philosophin und Sozialwissenschaftlerin. Von 2016 bis 2019 war sie Inhaberin einer Professur an der Hochschule für Politik München. Derzeit lehrt sie als Professorin am Centre for Philosophy, Politics and Economics der Universität Groningen. 2019 erhielt Sie den “Deutschen Preis für Philosophie und Sozialethik” in Hamburg. Dabei handelt es sich um den höchstdotierten deutschen Preis für Philosophie.
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Links:
https://www.wpn2030.de/lisa-herzog-zu-corona-und-nachhaltigkeit/
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Bücher von Lisa Herzog
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