Pascal Bruckner polarisiert Frankreich und Paris – gerne. Dies auch in Zeiten von Corona. Genauer gesagt tut er dies dann als französischer Philosoph wie auch Mitglied der berühmten „New French Philosophers”.
Letztere sind dann allerdings mit Bernard Henri-Levi, Alain Finkielkraut und André Glucksman auch nicht mehr ganz so neu. In einem Interview mit „Israel Hayom“ geht der berühmte Querdenker Pascal Bruckner speziell auf die gegenwärtige politische Situation in Frankreich ein. Dazu gesellen sich dann noch eher persönliche Beobachtungen und Gedanken zur Corona-Pandemie.
Beunruhigend: Die Entspannung in der Corona-Katastrophe
Für Bruckner sind im Frühjahr die Franzosen nicht bereit für das, was kommen wird. Denn, er scheint sich da sicher zu sein, es wird sich die Lage extrem verschlimmern. Sein Pessimismus kommt nicht von ungefähr, denn immerhin ist die Grande Nation zu dieser Zeit bereits mit über 25.000 Toten eine der am stärksten von der Pandemie betroffenen Länder.
Paris, Frankreich wie auch die gesamte Welt wird zudem bald schon vor einer immensen wirtschaftlichen Katastrophe stehen, während in diesem Moment die zweite Welle der Pandemie Frankreich treffen wird – das sagte Bruckner damals.
Warum wir Corona erleben?
Auf die Frage, ob Corona eine Art Rache der Natur sei, antwortet er als französischer Philosoph, dass eben diese unsere Natur weder gut noch schlecht sei. Vielmehr sei diese neutral. Insofern rächt sich eine solche nicht, da dies dann eine menschliche Motivation beinhalten würde. Eben das gibt es in der Natur halt nicht. Allerdings stimmt Bruckner dem berühmten französischen Mediziner Prof. Didier Picard zu, der fordert, dass man nach dem Abklingen der Pandemie China vor einem internationalen Gesundheitstribunal zur Verantwortung ziehen sollte. Aktuell, so Brucker, sei die Seidenstraße „zum Weg des Todes geworden“.
Prais und die französische Situation
Bruckner gibt unumwunden zu, Macron gewählt zu haben. Er hält diesen für intelligent. Jedoch haben die Gelbwesten, die endlosen Streiks wie auch die Rentenreformen dessen Position untergraben. Bruckner hält Macron wiederum für zu jung und zudem dessen „Schultern als zu schmal”. Er fasst es dann sehr pessimistisch zusammen: „Er ist verloren. Seine gesamte Regierung ist verloren. Ich bin überhaupt nicht sicher, dass er 2022 zur Wiederwahl in Frankreich kandidieren wird.”
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Alt gegen jung
In einem Essay in der NZZ (Juni 2020) geht der französische Philosoph auf ein klassisches Problem der Philosophie ein: dem Wert des menschlichen Lebens. Ob ausgesprochen oder nicht, viele dachten während des Lockdowns in Frankreich und anderswo darüber nach, ob es wirklich nötig gewesen ist, das ganze Land zu verriegeln und die Wirtschaft zu opfern.
Wiederum weist der nun selbst nicht mehr ganz so junge Denker darauf hin, dass gerade im Alter jeder Moment doppelt zählt. „Alt zu werden, bedeutet, sich in kurzen Zeitspannen einzurichten und enger gewordene Zukunftsräume auszuloten.“ Bruckner schließt dann jedoch mit einem denkwürdigen Satz, der besagt, dass es verblüffend ist, „wie schnell sich Archaismen zeigen, wenn Gefahren drohen.“
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Unsterblichkeit? War gestern
In einem Interview mit dem französischsprachigen Finanzmagazin L´Écho (Dezember 2020) verneint Bruckner die Formulierung, dass die Pandemie der jungen Generation die Jugend genommen habe. Er verweist, dass es sich hierbei nicht um die vier Jahre des Ersten Weltkriegs handelt. Stattdessen verkörpert die gegenwärtige Krise eine gedämpfte Tragödie und ist zugleich eine vernichtende Auflösung menschlicher Machtträume. „Bis vor kurzem haben wir über Transhumanismus und Unsterblichkeit gesprochen“, erklärt der französische Denker und verweist dazu auf die banal anmutenden aber realen Schwierigkeiten der heutigen Medizin aufgrund eines einfachen Virus.
Es erscheint ihm der Horizont blockiert. Zum Beispiel streiten sich Experten und Epidemiologen live im Fernsehen, so als würden Theologen die Existenz Gottes hinterfragen. „So etwas entweiht die wissenschaftliche Autorität“. Er für seinen Teil begrüßt nach wie vor den Fortschritt und meldet sich freiwillig, um sich so schnell wie möglich impfen zu lassen.
Frankreich und Paris wurden von der Angst regiert
Nach Bruckner wurde Frankreich, aber auch andere Länder, in der bisherigen Krise von enormer Angst regiert. Hierzu führt er das Reisezertifikat und andere absurde Vorschriften auf. „Zur Rettung von Leichen“, polemisiert er, „hätten wir fast die Wirtschaft getötet“. Möglicherweise haben es China, Südkorea oder Taiwan besser gemacht. Wiederum befinden sich Europa wie Nord- und Südamerika in einem völligen Einbruch. Bruckner glaubt, dass es auf mentaler Ebene lange dauern wird, um sich von der Krankheit zu lösen. „Der wahre Unterschied wird zwischen den selbstbewussten Nationen und den restlichen liegen.”
Die Sieger
In wirtschaftlicher Hinsicht wird China zumindest vorerst gewinnen, glaubt Bruckner. Gründe hierfür liegen in dem Umstand, dass die Kommunistische Partei die konfuzianische Weisheit zurückgewinnen und diese mit totalitären Methoden und grenzenlosem Kapitalismus verbinden konnte. Letztlich war China eine gedemütigte Zivilisation – und jetzt nach 50 Jahren beherrscht es die Welt. Das gleiche gilt für Indien, wobei dieses sogar China überholen kann, zumal das Land eine demokratischere Regierung hat und über gut ausgebildete Eliten verfügt.
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Interview:
Bruckner at The Night of Ideas 2020
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Pascal Bruckner
Pascal Bruckner (*15. Dezember 1948 in Paris) ist ein französischer Philosoph und Romancier. Er gehört zu den Vertretern der Nouvelle Philosophie. Bruckner verteidigt die Werte des laizistischen Frankreichs, gilt als scharfer Kritiker eines fundamentalen Islams und warnt prinzipiell vor der Wiederkehr des Fanatismus in Europa. Er lebt und arbeitet in Paris.
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Link:
https://www.israelhayom.com/2020/05/17/the-prophet-of-doom/
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Bücher von Pascal Bruckner
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