Der Wal und das Ende der Welt
John Ironmonger
Fischer,
2015, 4. Auflage 4/2020,
477 S.
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Leicht. Und trotzdem tief
Was wir da haben? Einen leichten und unterhaltsamen Roman zum Wohlfühlen. Das Ganze kommt aus dem Jahr 2015 und was vielleicht derzeit von höherem Interesse ist: Hier werden überraschende Wege der Protagonisten während einer Pandemie aufgezeigt. Dabei ist und bleibt Mittelpunkt des Geschehens der Mensch. Letzteres als „sehr“ humanes Wesen. Übrigens erschien die Originalausgabe mit dem Titel „Not Forgetting the Whale“.
Worum geht es?
Zuerst einmal ist da ein Londoner Investmentbanker auf der Flucht vor seinem eigenem Computer-Prognoseprogramm. Den fallenden Börsenkursen geht der zunächst unbemerkte Ausbruch einer Pandemie voraus. Der Börsianer wird zum Held eines Dorfes, mehr von der schönen Geschichte soll aber hier gar nicht vorweggenommen werden. Überraschend mag für den Leser sein, wie schwierig ein autarkes Leben auf begrenztem Territorium in der modernen Welt umzusetzen ist. Und wie schnell Krisen an Anarchie heranreichen können.
Die Botschaft:
Es gilt auf die Angst zu verzichten. Ja, das ist leicht gesagt. Aber dieses Buch von John Ironmonger macht es überzeugend vor, denn es ist leicht und herzhaft geschrieben. Mehr noch, es amüsiert den Leser immer wieder und führt zu einem durchgehenden Wohlgefühl. Und noch etwas: Wenn es von dem dann doch eher dicken Schmöker eine Art Kurzgeschichte geben würde, dann wäre diese genau das Richtige, um am Weihnachtsabend im kleinen Kreis vorgelesen zu werden.
Autor dieses Artikels: Dieter H. Mainka
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Annerose Beurich empfiehlt …
Annerose Beurich ist Inhaberin der Buchhandlung stories und daneben sucht sie Geschichten aus Leidenschaft und das eigentlich ein Leben lang. Hier bespricht sie das Buch von John Ironmonger.
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Hörbuchauszug zu John Ironmonger und seinem Buch:
Der Wal und das Ende der Welt
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Pressschau 21 Million Lights
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Wolfgang Schneider
Die menschliche Wolfsnatur ganz zahm
Deutschlandfunk
11.05.2019
Zusammenrücken
Wenn die Welt untergeht, dann rücken die Menschen zusammen. So lautet die These in dem gesellschaftsphilosophischen Roman „Der Wal und das Ende der Welt“. Aber eben diese recht einfache Aussage weckt erst einmal erste Zweifel des Kritikers Wolfgang Schneider, wobei er diese erst einmal nur andeutet. Letztlich ist dies ein geschicktes Mittel, die Spannung hochzuhalten, denn nun folgt erst einmal eine lange Inhaltsangabe des Buchs.Endlich aber ist es soweit, der Kritiker nimmt seine Anfangszweifel wieder auf. Aber weit gefehlt, der Herr Schneider wird plötzlich milde.
So attestiert er, dass die „Überwältigungsästhetik, mit der viele Dystopien sonst ihre Leser oder Zuschauer in den Bann ziehen“, hier außen vor bleibt. Salopp nennt er diesen Umstand dann „Apokalypse light“. Und bemerkt dazu noch, dass man dies schon auch als Erzählschwäche werten kann, aber eben nicht muss. Schließlich, so unterstreicht er klug, erhält der Roman durch seine parabelhaften Denkspiele seine ganz eigenen Reize. Nur, und damit kommt Schneider zum Schluss, ist das Finale unbefriedigend. Denn er empfindet ein schönes Weihnachtsmal als Schlussakkord dann doch zu banal.
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Rezension
Martin Halter
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Juni 2019
Glasiert. Aber schmackhaft
Rezensent Martin Halter tut eigentlich nur so, als wäre ihm da zu viel Zucker in diese sogenannte „Kuschel-Dystopie” von John Ironmonger gestreut worden. Nein, oder besser gesagt ja, es erscheint so, als hätte er sogar persönlichen Gewinn aus der Geschichte gewonnen – womit nicht sein Honorar als Rezensent gemeint ist. Möglicherweise hat er sich ja von der Kernbotschaft des Buchs anstecken lassen. Denn: Liebe und Menschlichkeit sind in Zeiten der Globalisierung nun einmal im positiven Sinne ansteckend. Die Frage bleibt ungelöst, ob eben dies alles unsere frisch importierten Viren aus dem fernen China ebenso sehen. Smiley.
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Simon Rilling
16. August 2019
Bestseller-Tüv Buchprüfung, Stuttgarter Zeitung
Gute Fahrt –
für den Roman von John Ironmonger
Die Bestseller-Tüv Buchprüfung, attestiert dem Buch so einiges, ohne aber darauf hinzuweisen, wie man seine eigenen Romane da prüfen kann. Um zur Sache zu kommen, der TÜV-Bericht ist wohlwollend und das Buch darf daher den Weg in die Billyregal-Garage des Interessenten finden. Besonders gut gefallen Tester Simon Rilling der vorhandene Spannungsfaktor wie auch die gute Lesbarkeit. Originell fällt der Schlussempfehlung aus und wird dann hier lediglich zitiert: Das Buch ist genau das Richtige für Menschenhasser, und Weltenretter, Prepper, Spinner und Normalos.
Link:
https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.bestseller-tuev-buchpruefung.40efd77e-8704-418e-bf71-55250bb968a2.html
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John Ironmonger
Ironmonger wurde in Nairobi, Kenia, geboren. Er studierte an den Universitäten von Nottingham und Liverpool. Seine Doktorarbeit befasste sich mit der Ökologie von Süßwasser-Blutegeln. Er arbeitete schließlich im Bereich Healthcare Computing. Sein erster Roman, „Das bemerkenswerte Gehirn von Maximilian Ponder”, wurde 2012 veröffentlicht. Der Roman untersucht das ereignisreiche Leben eines Mannes, der sein eigenes Gehirn katalogisieren will. Sein dritter Roman „Der Wal und das Ende der Welt” erreichte Platz 2 im Spiegel Bestseller-Chart. Ein vierter Roman, „Die vielen Leben von Heloise Starchild”, wurde im August 2020 veröffentlicht. Darin stellt der Autor eine Reihe von Frauen vor, die Erinnerungen von ihren Müttern erben.
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Buch zu dem Gesamtthema Corona, Pandemie und Covid-19.