Zuerst einmal ging es T.C. Boyle im Sommer 2020 in den USA trotz der Pandemie recht gut. Zum Jahreswechsel hat er Angst, noch vor der der groß angelegten Impfung sich mit Covid-19 anzustecken.
Daneben freut sich einer der berühmtesten Schriftsteller unserer Zeit, dass er zumindest im Sommer 2020 noch alle Rechnungen bezahlen kann und nebenbei sogar mehr arbeitet als zuvor. Also schriftstellerisch. Die Rechnungen wollen schließlich ja auch in Zukunft bezahlt werden.
… ich schreibe nicht, damit sich meine Leser gut fühlen, sondern um gewisse Dinge zu erforschen.
T.C. Boyle
Und etwas Ähnliches wie Corona hat man ja auch schon 2018 erlebt. Damals war das eigene Dorf von einem Erdrutsch verwüstet. Außerdem hat der Schriftsteller im Interview mit news.at noch mehr zu erzählen, was wir hier dem Leser nicht vorenthalten wollen.
Prinzipiell macht sich Boyle im Jahr 2020 Sorgen …
… darüber, dass man sich erst sicher fühlen wird, wenn ein Impfstoff gegen Covid-19 gefunden ist. Das ist aus heutiger Sicht erledigt. Und dann war oder ist da noch das wirtschaftliche Chaos. Viele kleinere Betriebe werden das seiner Meinung nach nicht überstehen. Aber ein wenig mehr als nur ein Schimmer der Hoffnung ist der Umstand, dass seine Stammbars bereits wieder im Sommer 2020 öffneten.
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Und dann ist da noch eine Kurzgeschichte …
… eine, die Boyle bereits 2018 schrieb. Diese Geschichte erinnert aus heutiger Sicht verblüffend an diese Pandemie namens Corona. Das Ganze nennt sich dann „Der Flüchtling” und beschreibt einen lungenkranken Mann, der sein Haus nur noch mit Maske verlassen darf. Dies muss sein, denn ansonsten könnte er andere anstecken. Aber schließlich besucht er dann doch ohne besagten Mundschutz eine Bar. Letzteres führt dazu, dass er schließlich von der Polizei verfolgt wird. Ja, das klingt spannend und vor allem erinnert es an unsere Gegenwart, mit dem einen Unterschied, dass jene Lungenkrankenheit heute Covid-19 heißt. „Der Flüchtling” ist also sehr aktuell geworden.
Wilde Tiere und Corona
Es sei noch gesagt, bevor der Protagonist jener Kurzgeschichte erkrankt, verdient er sein Geld mit dem Töten von wilden Tieren. Die Krankheit in der Geschichte ist also eine Art Rache der Natur am Menschen. Das könnte man nun von Corona auch behaupten und T.C. Boyle scheint dieser Gedanken ebenfalls nicht fremd zu sein, zumindest wendet er an dieser Stelle nichts Gegenteiliges ein – außer vielleicht, man solle nicht vergessen, dass sein schriftstellerisches Hauptinteresse „dem Verhältnis von Tier und Mensch“ gilt. Er verweist auf seinen Roman „Freund der Erde” wie auch auf eine Geschichte namens „After the Plague”.
Aber schließlich zieht T.C. Boyle dann doch ein Fazit zur weltweiten Situation: Danach haben wir uns Covid 19 selbst zugefügt, „weil wir nicht im Einklang mit der Natur leben. Und jetzt kommt das zurück, um uns zu beißen“. Nach T.C. Boyle degradiert und entwertet Corona das menschliche Leben, das sagt er nicht nur so, sondern es macht ihm irgendwie auch selbst zu schaffen. So fügt er an, „… ich schreibe nicht, damit sich meine Leser gut fühlen, sondern um gewisse Dinge zu erforschen. Wichtig ist, dass meine Geschichten bewegen und zum Nachdenken anregen.“ Ja, jeder, der ein Buch von T.C. Boyle gelesen hat, wird diese Aussage bestätigen.
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Der Schriftstseller liest selbst – aus:
Sind wir nicht Menschen
Sind wir nicht Menschen: So lautet der Titel eines Kurzgeschichtenbands von T. C. Boyle. Darin nimmt uns der amerikanische Erzähler mit auf eine bewegte Reise in eine unheimliche Zukunft.
Genauer gesagt wird darin ein phosphoreszierender Pitbull ein klavierspielendes Mikroschwein zerfleischen oder Genmanipulation macht es allen möglich, sich perfekte Kinder aus dem Katalog zu bestellen. Daneben kann man mit einer Relive Box in die eigene Vergangenheit reisen. Ja, richtig erkannt: Das Ganze ist böse, witzig und vor allem unterhaltsam.
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Wie T.C. Boyle den neuen Ex-Präsidenten der USA sieht.
Biden steht seiner Meinung nach für demokratische Rechte. Daneben setzt sich dieser für Umwelt, Bildung und die Rechte von Frauen ein.
Das alles sind Punkte, die Boyle für unterstützenswert hält. Und na gut, Biden ist alt, aber das war Trump auch. Wobei Boyle dem neuen Präsidenten zugute hält, dass sich dieser selbst als Platzhalter sieht. „Es gibt genügend junge, faszinierende Demokraten, die zum Beispiel Vizepräsident werden können“ – sagt zumindest T.C. Boyle. Er zumindest ist sich sicher, dass sich Biden kein zweites Mal aufstellen lassen wird.
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Nachrichten von T.C. Boyle im Dezember 2020
Der Schriftsteller berichtet in der Süddeutschen Zeitung von seinem Sohn, der Arzt in einem Krankenhaus ist, worin jeder neue Patient, zusätzlich zum eigentlichen Leiden, noch ein Pandemie-Fall ist. „Die Covid-19-Fälle explodieren in der ganzen Gegend, nicht nur in Los Angeles, auch hier in Santa Barbara.“
Aber es gibt auch gute Nachrichten, so berichtet von Boyle, dass besagter Sohn schon bald geimpft wird – wie auch alle anderen Mitarbeiter des Gesundheitswesens. Hierauf, so erklärt der Schriftsteller, werden dann die Bewohner der Pflegeheime geimpft und dann stehen die älteren Menschen an. Darauf folgt der Rest der Bevölkerung. T.C. Boyle betont, dass natürlich damit nicht die „Anti-Vaxxer“, also die Impfgegner, gemeint sind.
Er selbst gibt dabei unumwunden zu: „Ich für meinen Teil befinde mich in einem Zustand großer Angst – ich möchte nicht der letzte Soldat sein, der auf dem Schlachtfeld stirbt, genau in dem Moment, in dem der Waffenstillstand unterzeichnet wird.“ Außerdem wird auf die Covid-19-Infektion von Rudolph Giulianis eingegangen, welche im Schriftsteller eine durchaus grimmige Genugtuung erzeugt . „Er kriegt genau das, was er verdient.“ Daneben, verdient jener Giuliani seines Erachtens mit 20.000 US-Dollar am Tag wirklich viel zu viel.
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Der neue Roman von T. C. Boyle:
Sprich mit mir
Sind uns Tiere uns ähnlicher als wir dachten? Was geht in diesen eigentlich wirklich vor? Fragen wie diesen geht T. C. Boyle mitfühlend wie auch mit einem Schuss Komik nach.
T. C. Boyle kehrt mit diesem Roman eigentlich zurück in für ihn bekannte Gefilde und damit ist eine seiner frühen Kurzgeschichten mit dem Titel „Tod durch Ertrinken“ von 1979 gemeint. Darin ging es um einen Schimpansen, der Darwin und Nietzsche in seine eigene Kunstsprache übersetzt und zugleich mit einer gewissen Jane Good anbandelt. Tatsächlich gibt es eine reale Frau mit einem sehr ähnlichen Namen namens Jane Goodall, welche eine bekannte Verhaltensforscherin ist. Bereits der damals noch unbekannte T. C. Boyle war von dieser augenscheinlich fasziniert.
Jedoch geht es in dem neuen Roman um einen Affen für Forschungszwecke, der brutal seiner Mutter entrissen und darauf mit Betäubungspistolen und Elektroschockern traktiert wird. Schließlich befreit die Tierpflegerin Aimee das Tier und es beginnt eine Flucht vor verschiedenen Personen durch die USA.
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Gedankentiefe.
Ein Interview mit T. C. Boyle
Irgendwann wurde ihm als Jugendlicher klar, dass er etwas Besonderes ist, aber lediglich einen Allerweltsnamen hat.
Es entstand das C. (Coraghessan ) in seinem Vornamen. Diese und andere Geschichten gibt T.C. Boyle über sich und sein Werk zum Besten. Und eh ein falscher Verdacht aufkommt, dieses Interview geht tief und beleuchtet umfassend die Denkweise des berühmten Schriftstellers.
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T. C. Boyle
Tom Coraghessan Boyle wurde im Jahr 1948 in Peekskill (bei New York City) in den USA geboren. Er zählt heute zu den bedeutendsten Autoren der Gegenwart. Zentrale Themen seiner Romane betreffen die gesellschaftliche Entwicklungen in den USA wie auch die Zerstörung der Natur. T. C. Boyle lebt mit seiner Frau in Santa Barbara in Kalifornien.
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Link:
https://sz-magazin.sueddeutsche.de/notizen-aus-der-neuen-welt/tc-boyle-usa-trump-impfungen-89652
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Bücher von T. C. Boyle
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