Corona und Japan: Mal kein Roman vom Bestsellerautor? Vorerst nein. Aber der Schriftsteller Haruki Murakami,  über dem das literarische Quartett zerbrach, versuchte mit Radiosendungen aus der Corona Krise das Beste zu machen. Damit wollte er die Welt  in eine bessere verwandeln. Das klingt naiv, ist es aber eher nicht.

Das Schreiben begann er als Übersetzer und eigentlich ist er das geblieben. Denn heute tauscht er Informationen zwischen den inneren Welten seiner Seele und den äußeren Welten eben dieser aus. 

Insofern eröffnete Haruki Murakami seine zweistündige Late-Night-Show „Murakami Radio Stay Home Special“ mit dem Song „Look for the Silver Lining“. Die Idee hinter dieser recht speziellen Show gegen die Corona-Krise war kein Zufall, denn für den heiß gehandelten Nobelpreisanwärter ist Musik etwas besonders Wertvolles, etwas, was Freude verbreitet – so wie Licht, welches das ungewiss Dunkle in uns vertreibt.

Darüber hinaus äußerte sich Murakami unlängst auch konkret zur Problematik der Corona Epidemie. Diese hält er schlichtweg für eine besondere Herausforderung und dies gilt für alle Menschen. Es geht seiner Meinung nach jetzt darum, herauszufinden, wie wir unsere Weisheit teilen können, um uns gegenseitig zu helfen. Er betont, dass es anstatt eines Kriegs gegen Corona sich eher um einen Kampf mittels Weisheit handelt. “Wiederum geht es dann darum, uns alle am Leben zu lassen.“

 

Schriftsteller, Bestsellerautor aus Japan, Haruki Murakami in der Wüste nach etwas suchend

Nach der Pandemie:
die Welt als großes soziales Experiment

Insofern könnte die „Welt ein groß angelegtes soziales Experiment erleben, dessen Ergebnisse sich langsam über die gesamte Gesellschaft ausbreiten“, schlussfolgert der Schriftsteller. „Und dies kann zum Guten oder zum Schlechten geschehen.” Allerdings befürchtet er, dass die Welt nach der Pandemie ein geschlossener und egoistischer Ort sein könnte. Dies gälte auch dann, wenn man einen besseren Schutz gegen die Pandemie gefunden hätte. Er verweist darauf, wie wichtig Liebe und Mitgefühl seien. Denn wenn diese fehlen, wird die Welt nach Corona sicherlich ein nervöser und fader Ort sein.

Bestsellerautor Haruki Murakami hat eine Idee:
mit Musik gegen die Corona-Krise

Vielleicht besinnt sich der international hochangesehene Schriftsteller in der Zeit der Corona Krise mit seiner Radioshow auch auf seine jungen Jahre. Denn ganz zu Beginn seiner Karriere stand die Liebe zur Musik. So eröffnete er mit seiner Frau Yoko 1974 in der Nähe von Tokio eine Jazz-Bar, die er dann 1977 nach Tokio verlegte.

„Wenn ich laufe, laufe ich einfach. Normalerweise in einer Leere. Oder vielleicht sollte ich es lieber umgekehrt ausdrücken: Ich laufe, um Leere zu erlangen.“

Nachdem er zuerst als Übersetzer tätig war und dann mit dem Schreiben der eigenen Romanen immer erfolgreicher wurde, verkaufte er 1981 die Bar. Übrigens erfolgte sein ganz großer Durchbruch im Jahr 1987 – und zwar mit dem Roman „Naokos Lächeln” (engl. Norwegian Wood).

Haruki Murakami in der Wüste liegend. Der Bestsellerautor, genesen von Corona und aus Japan hat etwas in den Händen, was es ist, ist nicht zu erkennen.

Speziell für Japan: Haruki Murakami fordert mehr Ehrlichkeit von Politikern

Während seiner eigenen Neujahrs-Radioshow in Japan (2020/21) forderte Haruki Murakami die Politiker auf, bezüglich Covid-19 ehrlich zu sein. Nur so könne man die Bürger Japans dazu bewegen, sich an den Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus besser zu beteiligen.

Außerdem erklärte der Bestsellerautor im Gespräch mit seinem Gast Shinya Yamanaka, einem Nobelpreisträger in Medizin, dass das psychologische Problem an Covid-19 die eigene ungewisse Zukunft für die Menschen sei. Daher haben diese Angst und sind wütend, was er für eine große Gefahr hält.

Daneben erklärte Murakami die Pandemie als einen gewichtigen Bestandteil der problematischen Entwicklungen der Menschheit an sich. So steht die Pandemie im Zusammenhang mit Globalisierung, Klimawandel oder dem Aufstieg von Populismus. Konkret kritisiert er den japanischen Premierminister Yoshihide Suga wie auch dessen Vorgänger Shinzo Abe für den Umstand, dass diese lediglich vorgeschriebene Erklärungen bei Pressekonferenzen vorlesen.

Seit dem Jahr 2018 hat der Autor alle zwei Monate seine eigene Radioshow bei Tokyo FM. Hier beantwortet er Fragen von Fans und spricht mit Gästen. Die Neujahrs-Show war wiederum eine Live-Show.

 

Ein Übersetzer zwischen den Welten: Haruki Murakami

Wie schon gesagt, Murakami übersetzt als eine Art Tiefenforscher Informationen aus der eigenen Seele in unsere Außenwelt. Das macht er so gut, dass wir alle dies verstehen. Nur so ist sein Erfolg zu erklären, denn kaum ein Schriftsteller unserer Zeit verkauft so viele Romane. Auch wird kaum ein anderer so oft im Zusammenhang mit dem Nobelpreis genannt, wie halt der passionierte Dauerläufer und japanische Bestsellerautor Haruki Murakami. 

Die legendäre Besprechung von Murakami im Literarischen Quartett mit Marcel Reich-Ranicki

Der Streit im Literarischen Quartett über Muakamis Roman Naokos Lächeln“ war riesig und bildete schließlich den Anfang vom Ende der sehenswerten Literaturreihe. Der Bestsellerautor wurde 2014 von der Zeitschrift „Zeit“ zu den Vorfällen bezüglich seines Romans befragt. 

Er antwortete wie folgt: „Ja, ich erinnere mich dunkel. Einen der Kritiker, Marcel Reich-Ranicki, habe ich später auch kennengelernt. Ich mochte ihn. Und ich habe seine Memoiren gelesen. Ein sehr interessantes Buch. Der Streit wundert mich aber. Ich schildere Sex ja sehr pragmatisch. Also auf eine seltsame Weise realistisch, aber niemals pornografisch. Um ehrlich zu sein, habe ich selbst überhaupt keine Lust, solche Passagen zu schreiben. Vor meinem Roman Naokos Lächeln hatte ich das auch noch nie gemacht.”

Der Romancier aus Japan fügt dem noch hinzu, dass er sich eigentlich schämt, über Sex zu schreiben. Andererseits sei Geschlechtsverkehr eine Art spiritueller Königsweg, um einen anderen Menschen zu erreichen. Liebe an sich ist seines Erachtens dann wiederum nochmals höher angesiedelt. 

 

Wie der wohl berühmteste Schriftsteller der Gegenwart auf die Idee kam, Schriftsteller zu werden …

Es gibt Geschichten. Es gibt gute Geschichte! Und es gibt echte Geschichten. Diese hier hat alles und sie handelt von dem berühmtesten Schriftsteller der Welt. 

Haruki Murakami

Haruki Murakami (* 12. Januar 1949) ist ein japanischer Autor. Seine Romane weisen stets surrealistische Elemente auf und sind, obwohl in Japan spielend, durch westliche Erzählstrukturen geprägt. Murakami führte in jungen Jahren eine Jazzbar in Tokio und arbeitete lange Zeit als Übersetzer für amerikanischer Literatur.