Juli Zeh ist Juristin und vor allem Schriftstellerin und dazu eine, die politische Themen aufgreift. In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung nimmt die Autorin zu Covid-19 beziehungsweise bezüglich der Corona Pandemie ausgiebig Stellung. Daneben hat sie bereits vor einem Jahrzehnt mit ihrem Roman „Corpus Delicti” ein der heutigen Realität ähnliches Szenario entwickelt.
Zuerst einmal betont die Bestsellerautorin in dem Interview von Mai 2020, dass man noch nicht von einer Diktatur sprechen kann, auch wenn der Staat stark in die Grundrechte von Bürgern eingreift. Allerdings wäre nach der Krise einiges aufzuarbeiten. Vor allem hält sie zu diesem Zeitpunkt die Bestrafungstaktik der Regierung für bedenklich, da diese eigentlich die Bevölkerung einschüchtert, um die Menschen insgesamt zum Einhalten der sehr strikten Verordnungen zu bewegen.
Zeh benennt zu diesem Zeitpunkt auch als einige der wenigen das durchaus einleuchtende Argument dahinter: „Wenn ihr nicht tut, was wir von euch verlangen, seid ihr schuldig an einer weiteren Ausbreitung des Virus und an vielen Toten in den Risikogruppen!“ Letztlich folgert Julia Zeh, dass viele dann aus Angst auch folgen. Andere reagieren wiederum trotzig. Interessant ist in diesem Zusammenhang ihr abschließender Gedanke: „Aus meiner Sicht stellt es immer eine Form von Politikversagen dar, wenn versucht wird, die Bürger mit Schuldgefühlen unter Druck zu setzen.“
Schriftstellerin Juli Zeh erklärt die Verfassung
Zumindest die deutsche Verfassung verlangt, so erläuterte die Schriftstellerin, „dass bei Grundrechtseingriffen immer das mildest mögliche Mittel gewählt wird. Auch bei der Abwendung von Gefahren gilt: Nicht „viel hilft viel”, sondern: so viel wie nötig, so wenig wie möglich.“
Statt von Anfang an einen wissenschaftlich fundierten Diskurs aller medizinischer Fachrichtungen einzusetzen, so argumentiert sie, hat man lediglich wenige prominente Experten als Berater eingesetzt. Dabei können ernsthafte Diskurse auch unter Zeitdruck funktionieren, denkt Julia Zeh. Letztlich plädierte sie dafür, die Faktenlage öffentlich zu machen, um so zu sachlicher Klarheit und Transparenz zu gelangen. Kritisch sah sie die Politik, welche das eigene Agieren als alternativlos darstellte.
Technisch gesehen plädierte Julia Zeh im Frühsommer 2o2o für risikostratifizierte Maßnahmen: Daher schützt man gezielt die Risikogruppen, während man der restlichen Bevölkerung erlaubt, sich zu immunisieren. Dem ist aus heutiger Sicht hinzuzufügen, dass in Deutschland lediglich Tübingen diesen Weg gegangen ist und zwar recht erfolgreich.
Zur Psyche von deutschen Politikern
Juli Zeh macht es betroffen, dass viele Politiker wenig Rückgrat beweisen. Die Schriftstellerin und Juristin glaubt, dass diese aus der Angst heraus handeln, man könne ihnen später vorwerfen, Fehler begangen zu haben. „Also überbietet man sich lieber gegenseitig beim Vorschlagen immer neuer drakonischer Verordnungen und punktet lieber als starker Anführer.“
Über Menschen. Der Pandemie Roman von Juli Zeh
Überforderung durch politische Spaltung, soziale Umstände und natürlich Corona: Das sind die maßgeblichen Themen des neuen Romans von Juli Zeh.
Die Autorin wird zu dem Werk an ihrem Wohnort im brandenburgischen Prignitz interviewt.
Big Data und die Zukunft: Die Autorin Juli Zeh im Interview
Die Autorin, Juristin und Netzaktivistin Juli Zeh über Big Data, Überwachung, Corona und einen nötigen Generationenwechsel in der Politik.
Juli Zeh über Ansichten und das Leben auf dem Land
Juli Zeh mag es, Sachverhalte zu hinterfragen. Filmische Aufnahme von 2016, welche die Denkweise der Schriftstellerin gut widerspiegelt.
Juli Zeh
Juli Zeh wurde am 30. Juni 1974 in Bonn geboren. Sie ist eine deutsche Schriftstellerin und Juristin – und wurde mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet. Daneben betätigt sie sich auch journalistisch. In ihrem Schaffen stehen die Themen Sinn und Moral im Mittelpunkt.
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