Lavazza

Das Familien-Unternehmen Lavazza, in vierter Generation erfolgreich, kennt eigentlich nur eins: Expansion. Aktuell bedeutet dies einen Jahreserlös von mehr als 2 Mrd. Euro. Und davon investieren die Italiener große Mengen in die Zukunft. So wurde im Jahr 2019 für 300 Millionen Euro die Kaffeesparte des US-Riesen Mars übernommen. Damit eröffnet sich der wichtige Zugang zum amerikanischen Büromarkt mitsamt seinen vielen Mars-Kaffeemaschinen.

Ob also New York oder hippes Kalifornien: Lavazza verbreitet italienische Kaffeekultur inmitten der Zentren der amerikanischen Unternehmenslandschaften. Und ja, auch die berühmten IT-Flaggschiffe der Westküste konsumieren nun italienischen Kaffee.

Das alles folgt einer internationalen Strategie. Zum Beispiel hat der Kaffeeröster aus Turin vor nicht allzu langer Zeit die Kaffeemarken Carte Noire, Merrild in Dänemark und ESP in Frankreich wie auch Kicking Horse Coffee in Kanada übernommen. Auch kaufte man in Australien die exklusive Blue Pod Coffee Company, einen etablierten Vertreiber von Kaffeemaschinen und -kapseln. Ging es früher sozusagen nur um die braunen Bohnen, so schaut Lavazza heute weit über den Tellerrand und bietet umfassende Angebote. 

Nostalgiker haben es in Sachen Kaffee schwer

Die Internationalisierung von Marken ist leider nichts für romantische Nostalgiker. Lavazza stellt sich aber nun einmal der Gegenwart und Zukunft. Das andere Unternehmen und Konkurrenten sozusagen links liegenbleiben, das geschieht dabei letztlich auch, weil die Verbraucher nun einmal all diese neuen Maschinen und Produkte wirklich wollen. Nur so ist der Niedergang der Kultmarke Bialetti zu erklären. Die ehemals beliebten achteckigen Expressokocher wurden durch den Aufstieg der ausgetüftelten Maschinen etwa von Lavazza mitsamt Kaffeekapseln und Kaffeepads mittlerweile verdrängt.

Trotzdem empfehlen wir Nostalgikern wie auch High-End-Freaks noch eine Bialetti aufzubewahren und gelegentlich auch zu nutzen. Das macht einfach Spaß und lässt Spielraum zum Fachsimpeln. Buon appetito.

Warum ist Kaffee aus Italien nicht gerade billig. Aber trotzdem zu empfehlen?

Dr. Oliver Knop erklärte gegenüber der ‚Welt‘ (2018) den Preisunterschied von Marken wie Lavazza zu anderen Marken unter anderem mit italienischen Gegebenheiten. Daher: Lavazza röstet für den europäischen Markt ausschließlich in drei leistungsstarken Werken im Mutterland Italien. Knop selbst ist aktuell der Geschäftsführer des italienischen Kaffeerösters Lavazza in Deutschland und Österreich.

Weiterhin führte er aus, dass in Italien die Importbestimmungen für Rohkaffee in Form von Bohnen als besonders strikt gelten. Zum Beispiel legt der Staat bestimmte Mindestkriterien bezüglich Produktion und Bohnenqualität fest. Nicht jeder Rohkaffee erhält demnach die wichtige Importgenehmigung, was den in Italien gerösteten Kaffee im Vergleich zu dem aus Deutschland hergestellten weit kostspieliger machen kann. 

Damit kommen wir zur guten Botschaft: Was für uns Deutsche das Reinheitsgebot beim Bier darstellt, das gilt unter anderen Vorzeichen für den Kaffee und seine Bohnen in Italien. So gesehen ist die Wahl von italienischen Kaffeeprodukten beziehungsweise Bohnen unter qualitativen Gesichtspunkten immer eine gute bis sehr gute Idee!