17. Dezember: Miami. Kälte. Regen.

Es beginnt zu regnen. Ein Flugzeug landet. Ein Regenschirm öffnet sich. Eine Frau entsteigt der Maschine.
 „Du magst manchmal Regen und manchmal nicht.“
„Ist halt so.“
„Wie ist es jetzt.“
„Ich weiß nicht, wer sich mit mir unterhalten will.“
„Ich bin es.“
„Ich weiß aber nicht, wer du bist.“
„Hast du Angst?“
„Nein, ich habe Hunger und … .“
„Ja?“
„… du nervst.“

Ich lache unhörbar. Sie lächelt. Dann ist da etwas um ihre Schultern, transparent und leicht wirkend. Sie weiß, dass ich es sehe, es verstehe und sogar liebe.
„Das? Das ist halt manchmal da.“
„Das sind echte Flügel. Solche, die nur wenige sehen – und wunderschöne.“
„Aber nur manchmal sind sie da, das sagte ich doch schon.“
„Immerhin.“

Sie räuspert sich. Der Regen nimmt zu. Es ist dunkel, das Gegenteil von warm. Miami hat schon harmonischere Nächte erlebt, aber wir beide sind keine Langweiler – uns zieht das an und deshalb muss es so sein, wie es ist. Möglicherweise hat sie das verstanden, denn jetzt nickt sie kaum sichtbar. „Und jetzt beginnst du mich zu langweilen“, flüstert sie. Jedes Wort ist wie ein Schutzschild und gegen mich gerichtet. Das ist einfach so, vielleicht noch nicht einmal böse gemeint und mir bleibt nur eine Frage: „Wann sehen wir uns wieder?“

Die Tür der Limousine öffnet sich, während sie durch mich hindurchschaut. Dann höre ich noch das dumpfe Ploppen der Tür in mir nachhallen, während der Regen stärker wird. So und nicht anders schaue ich sehr lange, dem Wagen hinterher. Warum auch nicht, denn wer sah schon einmal echte Engelflügel an einem so schönen Menschen?