Kindheit

Die Kindheit ist aus erwachsener Sicht etwas Seltsames, denn sie war nie so, wie man sich an sie erinnert. Es fällt schwer, genau zu sagen, wer man war und daneben befindet man sich bei dieser Rückschau in einer Art ansteigenden Perspektive, einer, die mit jedem Tag einen Meter höher steigt. Derart schwebt man dann, immer noch zurückschauend, irgendwann kurz unter den Wolken weit da oben am Himmel entlang, so als wäre diese jetzige Rückschau ein Rückstoß, der die eigene Existenz von der damaligen davon treibt. 

Von dort oben aus der Ferne schaut man dann stets suchend hinunter auf den Winzling, der man irgendwann gewesen sein muss. Und doch geht es nochmals weiter nach oben, stets weiter, bis die Wolken immer öfter den eigenen Körper umschließend den Blick versperren.

Dann aber, morgen, übermorgen, irgendwann, tragen sie einen davon, die Wolken. Egal wohin die Reise da noch führen mag, sie geht nicht mehr zurück zu dem kleinen Wesen da unten. Stattdessen geht sie überall hin, diese Reise des Lebens, nur niemals mehr wirklich ganz genau zurück.

Michael Mainka
Hamburg, 27.01.2024