Der Dalai Lama, Tibet, Corona und ein Essay
Der Dalai Lama betont als berühmtester Vertreter des Buddhismus aus Tibet, dass sich die kommenden Probleme im Zusammenhang mit Corona nur durch koordinierte, globale Aktionen bewältigen lassen.
Um es gleich zu sagen, dem berühmten Dalai Lama geht es in seinen Aussagen zum Thema Corona nicht sonderlich um Buddhismus oder Tibet. Vielmehr erläutert er diesbezüglich seine Vision für eine bessere Zukunft. Daneben sieht er in Zeiten von Corona die Menschheit in der Pflicht, sich daran zu erinnern, dass niemand frei von Leid ist. Man sollte daher die Hand jenen reichen, denen es an Häusern, Ressourcen oder Familie fehlt. Denn diese Krise zeigt allen Menschen, dass sie nicht voneinander getrennt sind. Dies gilt selbst im Fall einer örtlichen Trennung. Der Ausbruch von Corona zeigt wiederum, dass das, was dem einen widerfährt, sich bald schon auf jeden anderen auswirken kann. Insofern hat eine mitfühlende oder konstruktive Handlung, ob nun helfend oder lediglich als Beobachter, das Potenzial, besonders vielen zu helfen.
Das Corona VirusVirus wird den Menschen grundlegend verändern
In einem Interview mit ABC News (Ende Mai 2020) erwähnte der Dalai Lama, dass er die letzten Monate unter anderem mit sonnenbaden verbracht habe, um sich selbst besser zu schützen. Während seiner Isolation habe er ein oder zwei Stunden täglich ferngesehen und zudem vier bis fünf Stunden online meditiert. Tiervideos sind dabei für ihn eine Quelle der Entspannung.
Während er einen Tiger oder Leopard als etwas unangenehm empfindet, genießt er hingegen den Anblick von friedlichen Hirschen oder ähnlichen Tieren sehr.
Denjenigen, die unter Angst während der Pandemie leiden, empfiehlt der kluge König aus Tibet am frühen Morgen zu meditieren. Durchaus sollte man sich dabei langsam voran arbeiten. Selbst der Beginn mit einer 1-Sekunden-Meditation lässt sich mit der Zeit auf fünf Minuten steigern und darauf nochmals weiter. Er ermutigte seine Zuhörer auch, mehr Mitgefühl miteinander zu üben und nicht die eigenen egoistischen Interessen zu intensivieren. Vielmehr gelte es, „sich um andere zu kümmern und auf sich selbst aufzupassen“. Prinzipiell glaubt der Dalai Lama, dass das Virus die menschliche Natur fundamental verändern wird.
Die Vision desdes Dalai Lama: Call to unite
Der Dalai Lama hat als einer der berühmtesten Vertreter des tibetischen Buddhismus eine Botschaft an die ganze Welt. Und sein Freund Erzbischof Desmond Tutu liest diese vor. In der Rede selbst wird die Corona-Pandemie als eine Art Warnung interpretiert. Daher ist eine koordinierte, globale Reaktion vonnöten. Nur so können die Menschen das riesige Ausmaß der Herausforderungen wirklich meistern. „In Zeiten wie diesen müssen wir uns auf das konzentrieren, was uns als Mitglieder einer menschlichen Familie verbindet.”
Das Essay
In einem Essay, welches in der Frankfurter Allgemeinen im Juli 2020 veröffentlicht wurde, weist der Dalai Lama darauf hin, dass in den „Fortschritten durch die Zivilisation im vorigen Jahrhundert, die Hauptursache für alle unsere Probleme in der Überbetonung materiellen Wohlstands liegt.“
Er betont, dass man letztlich diesem so sehr hinterhergelaufen ist, dass menschliche Werte vernachlässigt wurden. Diese sind Liebe, Güte, Kooperation und Fürsorge.
Letztlich sind wir aber seiner Meinung nach soziale Wesen, denen jedoch der Sinn für die Verantwortung für Mitmenschen fehlt. Wiederum liegt darin die Antwort: Denn, „wenn wir uns bewusst werden, dass wir nicht allein sind, sondern mit allen anderen gemeinsam leiden, dann werden unsere Entschlossenheit und unsere Fähigkeit zur Problemlösung steigen.“ Psychologisch ist es dann sogar so, dass eine solch realistischere Einstellung sogar dazu führt, dass wir neue Hindernisse als Chance sehen, um den eigenen Verstand zu erweitern.
Die drei Verpflichtungen des Dalai Lama
Im besagten Essay für die Frankfurter Allgemeine weist er zudem darauf hin, dass man eine andere Denkweise benötigt. Diese drückt sich in drei „Botschaften“ aus, welche erstens in der Verpflichtung bestehen, anderen Menschen zu helfen. Zweitens sollte die Harmonie zwischen den Weltreligionen gefördert werden. Und der dritte Punkt ist seine Verpflichtung, „die tibetische Sprache und Kultur als das Erbe der Nalanda-Universität in Indien zu bewahren“.
Weitere Punkte
Nach Meinung des tibetischen Oberhaupts haben Menschen die Intelligenz, ihre Fehler zu analysieren und zu verstehen. Derart können Kriege vermieden und langfristig die Umweltprobleme gelöst werden. In diesem Zusammenhang beschreibt er sich selbst als einen Bewunderer der Europäischen Union, die seit mehr als 70 Jahren ein Garant für Frieden und Wohlstand ist. Derartige Bündnisse wünscht er sich ebenso für andere Kontinente.
Anstatt Buddhismus lieber eine „säkulare Ethik“
Der Dalai Lama glaubt daran, dass die Antworten auf die aktuellen Probleme unserer Welt eigentlich außerhalb der Religionen liegen. Er stellt ein Konzept vor, welches er „säkulare Ethik“ nennt. Demnach sollen Menschen sich selbst aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse, gemeinsamer Erfahrungen und Überzeugungen erziehen und bilden. Letztlich sollen derart die Werte der Menschlichkeit weltweit gefördert werden.
Daneben müssen Mitgefühl, Respekt für andere, Güte, Übernahme von Verantwortung gefördert werden. Nach seiner Meinung lernen Kinder in der Schule viel zu sehr sich auf materielle Ziele zu fokussieren. Hingegen verkümmern die inneren Werte zu schnell. Schlussendlich weist er darauf hin, dass wir spüren müssen, „dass wir eins sind mit unseren sieben Milliarden Brüdern und Schwestern“.
Dalai Lama
Tenzin Gyatso stellt als 14. Dalai Lama die höchste weltliche Autorität des tibetischen Buddhismus (König). 1940 inthronisiert, flüchtete er 1959 aus Tibet. 1989 wurde er mit dem Friedensnobelpreis geehrt. Er setzt sich zudem für einen gewaltlosen Kampf um die Unabhängigkeit bzw. Autonomie Tibets von China ein.
Mit Musik …
Am 6. Juli 2020 und damit am 85. Geburtstag von Tenzin Gyatso, so lautet der Mönchsname des Dalai Lama, erschien dessen erstes Album. Es heißt, ganze fünf Jahre wurde daran gearbeitet, nun liegen elf Stücke vor, welche Musik, Lehren sowie Mantras miteinander vereinen.
Der Dalai Lama sagt dazu, dass dieses Werk beziehungsweise dessen Musik verschiedene innere menschliche Zonen und Bereiche besser erreichen könne, als er das selbst kann.
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