Gangaji, eine wichtige Schülerin von Papaji, ist eine Meisterin der aus Indien stammenden Denkmethode Advaita Vedanta. Die dazugehörigen Satsangs, das sind spirituelle Gespräche, führen hier weit hinauf zu den Höhen dessen, was unser Geist gerade noch denken kann. Über den Dächern des irdischen Lebens angekommen, ist dann da aber nicht mehr viel. 

 

Im Gegensatz zu Wittgenstein, der das Denken ebenso hoch schraubte, ist die indische Methode da oben jedoch noch nicht beendet, sondern lässt eben da das mystisch Klare der Erkenntnis erst wirklich entstehen. Dieses wirkt umfassend in jenen, die die Wahrheit hinter den Dingen, Klängen und Worten nun erkennen können. 

Zuerst einmal ist dieses Ding wunderschön, also unter dem Mikroskop. Aber den Schmerz, den der Corona Virus Millionen Menschen verursacht, der ist halt nicht so schön.

Bild als Symbol für Advaita Vedanta und Gangaji

In einem im März 2020 abgehaltenen Satsang, einer Art Gesprächsrunde, nimmt Gangaji vor allem zu Fragen bezüglich Corona und der weltweiten Pandemie Stellung. Im nachfolgenden wurden der Einfachheit halber, die wichtigsten Fragen und deren Antworten in kleine Unterkapitel unterteilt. Dies entspricht letztlich dem von einem Thema zum anderen springenden Aufbau eines typischen Satsangs.

Emotionen in der Krise

Bei vielen gehen die Nerven durch. Zuerst einmal ist da die Aufgabe sich selbst wie auch andere zu beschützen. Das ist noch relativ einfach, denn schwieriger wird es dann beim Aufkommen von Emotionen, da dies alles eben nicht beherrscht werden kann. 

Geht man noch tiefer und fragt sich, was im Kern des Herzens ist, dann kann man dort gar nichts mehr beherrschen. Spätestens dort scheitert die eigene Kontrolle. Auf der anderen Seite ist das, was im Herzen ist, einfach immer – da.

Wir Menschen sind trainiert, bestimmte Strategien zu befolgen. Wir kämpfen, diskutieren oder machen sogar Liebe – all das wurde entwickelt, um zu überleben. Es ist aber nur ein Teil der Wahrheit. Die ganze Wahrheit lautet nach Gangaji daher: Du bist hier. Wenn du das wiederum beginnst zu untersuchen, dann wird die Untersuchung zu einer spirituellen Praxis von vielen.

Über die Angst

Wenn da der Impuls ist, der auffordert oder bereits damit beginnt zu kontrollieren, dann ist das die eigene Angst. Nur wie kann man sich dieser stellen? 

Zuerst einmal haben wir offen zur Angst zu sein, da sie natürlich in einer Krise wie dieser ist. Hierbei ist dann diese Angst ganz klar das Ungewisse. Zum anderen drückt sie noch etwas aus: Wir meinten zu wissen, dass wir wissen – und nun tun wir dies offensichtlich nicht. Im Kontrollieren gewinnen wir also nicht. „Insofern kann man Furcht und Angst nur erleben, aber willentlich nicht besiegen,” erklärt Gangaji.

Advaita Vedanta & Satsang & Denken

Positiver werden, um Ja zu sagen?  Viele Menschen möchten ja „Ja“ sagen. Auf die Frage, wie man diesen Weg zum Ja findet, erläutert Gangaji, dass dies streng genommen ein falsches Ziel ist. 

Zuerst einmal ist jedoch nichts Falsches daran, „Nein“ zu sagen. Wenn du einwilligst „Nein“ zu sagen, dann sagst du tatsächlich „Ja“ zu „Nein“. Wenn du das kannst, also „Nein“ zu dem Ungewollten zu sagen, dann hat dieses Ungewollte keine Kraft oder verliert es diese. Dann kannst du endlich die Wahrheit über das sagen, was wirklich geschieht.

Ob mittels Advaita Vedanta oder anderes: In manchen spirituellen Gruppen gibt es diese Tendenz, Vorgänge zu untersuchen und nochmals zu untersuchen, um sie analytisch ganz genau zu interpretieren. Den Gruppen oder betreffenden Mitgliedern geht es darum, die Bedeutung zu verstehen, damit man dann zu etwas „Ja“ sagen kann. Wenn man also versteht, dass die Bedeutung des Virus für die Welt gut ist, dann kann man schlussendlich „Ja“ sagen. Und tatsächlich sind da viele Lehrer, die sagen, dass es schlussendlich zum Guten führt, also das Virus.

 

Kurzer Einschub zum Verständnis 


So mancher Leser wird sich nun vor den Kopf gestoßen fühlen und möglicherweise tut noch eine Interpretation vom Autor dieses Artikels da gut: Tatsächlich nützt es nichts, wenn andere Menschen sagen, dass der Kuchen lecker ist oder die Musik gut. Man muss es selbst probieren. Und in diesem Fall bedeutet dies, weit mehr zu untersuchen, als mit der Zunge den Zucker auf dem Kuchen. Man sollte also lernen, sich sehr tief auf die jeweilige Sache einzulassen – anstatt einfach etwas nachzuplappern.

Es geht um die Natur der Untersuchung 

 

Wohin uns also Gangaji einlädt, dass ist „wirklich nicht“ die Bedeutung davon zu verstehen, was geschieht und was außerhalb der eigenen Kontrolle liegt. Sie fordert zuerst einmal auf: Nicht die Bedeutung des Todes zu verstehen. Nicht die Bedeutung der Geburt zu verstehen. 

Darauf erläutert sie, dass wenn man die Bedeutung nicht kennt (und sich unvoreingenommen dem Problem widmet), sich mit dieser Einstellung dann endlich eine Gelegenheit ergibt, zu entdecken, was die eigene Erfahrung in diesem Moment damit ist.

Da ist also etwas, was tiefer als „Nein“ oder „Ja“ reicht. Etwas, was hier ist, ungeachtet ob man „Ja“ oder „Nein“ sagt. Es ist die Natur der Untersuchung selbst, um die es geht. Daher der Rat von Gangaji: Nimm dir einen Moment, um dir wirklich anzusehen, „was hier ist

Papaji finden – und sich selbst entdecken

Gangaji schildert hier, wie sie nach langer Suche bei verschiedenen spirituellen Lehren zu Papaji fand. Es war ihr Mann Eli, der sie darüber informierte, in Indien einen Menschen getroffen zu haben, welcher der „wahre Segen“ ist.

Der besagte Weise wurde ihr neuer Lehrer und der sagte dann auch nur „Willkommen“. Später fragte er, warum sie gekommen wäre und sie nannte lediglich das Wort „Freiheit“. Papaji war mit der Antwort zufrieden.

Seine Anweisung für sie lautete, still zu sein. Sie realisierte schließlich, dass die Aktivität ihres Körpers nichts mit der Ihres Geistes zu tun hat. Natürlich waren da noch Fragen, aber auch hier forderte sie Papaji dazu auf, still zu sein.

„Götter, die vorbeiziehen, sind nutzlos“, sagte Papaji und forderte sie auf, herauszufinden, was im Jetzt und Hier ist. Sie verstand, dass diese andere Form der Stille kein Boden und kein Dach hat – und dass sie darin alles entdecken konnte.

Die vielleicht Wichtigste Belehrung. Von Papaji

Papaji sagt: „Es ist so einfach“ – und fordert dann auf, „bleibe still“. Was mehr oder weniger so beginnt, ist eine sehr wichtige, einfache und zugleich schwere Belehrung des großen Meisters.

Denn verstanden werden sollte bald schon, dass alles eine Projektion des eigenen Geistes ist. Erst recht Zeit und Raum fallen darunter. Und nur, wenn man es schafft, diese geistigen Konstrukte abzuziehen, findet man zu sich selbst. Letzteres ist übrigens die immer schon vorhandene eigene Freiheit.

Gehe zur Wurzel dieses Wortes. Woher kommt es? Wo ist die Quelle dieses Wortes?

Demgegenüber steht ein Einwurf, wonach du in dieser hiesigen Welt nicht ohne Beziehungen wie Eltern oder Freunde existieren kannst. Aber dann, wenn du gehst, ist noch nicht einmal die Einsamkeit dein Begleiter, dann bist nur du.

Mit einem erneuten Verweis auf die Stille wird das Ende des Vortrags eingeleitet: „Stille ist ein Wort, das ich natürlich benutze, um zu euch zu sprechen. Es ist nicht das Wort. Du entkleidest einfach dieses Wort der Stille. Wenn ich es sage, entkleide das Wort und sieh; höre nicht nur einfach das Wort. Gehe zur Wurzel dieses Wortes. Woher kommt es? Wo ist die Quelle dieses Wortes? Es wird dich an die Quelle bringen, und, ebenso, wird Stille verschwinden.“

 

Gangaji

Gangaji ist eine spirituelle Lehrerin und Buchautorin und kam 1942 als Antoinette Roberson Varner in Texas zur Welt. Sie beschäftigte sich intensiv mit verschiedenen Richtungen des Buddhismus und arbeitete daneben als Akupunkteurin in einer Klinik in San Francisco.

 1990 begab sie sich als Schülerin nach Indien zu H. W. L. Poonja, einem Meister des Advaita Vedanta. Dieser sendete sie schließlich als Lehrerin in den Westen zurück. Von ihr wurden bekannte spirituelle Lehrer wie Samarpan, OM C. Parkin, Pyar Troll-Rauch, Vivek und Adima inspiriert.