Suerstar auf Thron aus Eis

22. Dezember: Schneelöwen

Der Kaffee schmeckt. Immerhin, der Mann verfügt am Ende doch über einen guten Geschmack. Sie lächelt.
„Wissen Sie, wir wollten es diesmal anders machen, einen großen Schritt in die Zukunft wagen.“
„Mehr mit der Zeit gehen?“
„Nein, eher vor der Zeit.“
„Moderner halt.“
„Nein, anders. Modern ist eher ein abgenutztes Wort.“

Sie nickt. „Also, dann zeigen Sie mal Ihren Entwurf.“ Sie gibt sich Mühe, wirklich interessiert zu klingen, was schwierig ist, denn sie hat nun einmal Vorurteile und es ist nicht ihr erstes Mal mit diesen Leuten.

„Es ist nicht einfach, wir müssen auch den Geschmack der eher ‚billigen Geschmäcker‘ treffen und daneben müssen wir endlich auch die Trendsetter und Influencer ansprechen, dass sind in der Regel die, mit dem etwas teureren Geschmack.“

Er schaut sie erwartungsvoll an, während sich sein Mund wie der eines Fischs schließt. Sie hingegen denkt gerade darüber nach, dass er erstaunlich schlechte Zähne hat, also ‚für einen professionellen Ästheten‘. Daneben war das gerade eine recht komplexe Aussage, eine mit vielen Variablen – und so etwas muss sie jetzt erst einmal in sich sacken lassen. 

Sie schauen sich an und sie spricht mit Bedacht: 
„Ich glaube, in meinem Fall ist billig und teuer das Gleiche.“ Ihr kommt in den Sinn, dass die Aussage doch zu einfach und damit zu schwierig war. Sie setzt neu an: „Ich mache mir da nicht so einen Kopf, es ist einfach so, wie ich es mache. All die Klugen und die Dummen da draußen, die spüren das. Authentisch ist ein Wort, dass ich nicht mehr gerne benutze, weil es alle verwenden – und es trifft auch nicht ganz zu. Wissen Sie, ich bin nicht teuer, nicht billig und erst recht nicht authentisch. Ich bin einfach ein Mensch, der sich ausdrückt und zugleich auch das andeutet, was er sich wünscht.“

Er nickt verständnisvoll, während sie noch einen Satz hinzufügt: 
„Manchmal verstelle ich mich auch bei meinen Wünschen, nur damit dies und das wahr wird. Das ist aber weder individuell noch authentisch – noch sonst irgendwas.“

Erneut verdeutlicht er seine Zustimmung durch ein Nicken und dazu folgen Worte: „Sie haben es besser gesagt, als ich es könnte.“ Seine Aussage findet sie wiederum etwas zu schmeichelhaft und daher weicht ihr Blick aus, sozusagen landen ihre Augen in der noch halb gefüllten Kaffeetasse. „Erstaunlich gut schmeckt sein Kaffee“, denkt sie. Ich muss ihn gleich noch fragen, wie er das hinbekommt.“ Jetzt hat sie ihm auch seine schlechten Zähne verziehen.

Endlich zeigt sich auf dem Laptop auf dem Tisch vor ihnen die versprochene Skizze. Wobei die Bezeichnung Skizze‘ eine Untertreibung ist, denn dank diverser Computerprogramme einschließlich der modernsten KI ist der gesamte Entwurf photorealistisch bestens zu erkennen: Sie, sie selbst sitzt da ganz in Weiß auf einem weißen Thron vor einem kleinen Eisberg, aus dem sich zu ihrer rechten wie auch linken jeweils ein weißes Raubtier, eine Mischung aus Löwe und Schlittenhund, herausschält.

„Das ist gut.“
„Das freut mich. Möchten Sie trotzdem kleine Änderungen?“
„Nein. Sie sind der Künstler. Achten Sie bitte darauf, dass ich so attraktiv wie in dieser Skizze umgesetzt werde. Das ist für alle Seiten von Vorteil.“
„Ja, das sehe ich auch so.“
„Es ist für New York gedacht?“
„Ja. Für unser dortiges Wachsfigurenkabinett.“

„Wo muss ich unterschreiben?“
„Da unten und auf der übernächsten Seite noch einmal an dieser Stelle.“
„Ach, eh ich es vergesse, woher beziehen Sie ihren Kaffee?“
Er wird erstaunlich rot, aber antwortet ohne ein Zögern.
„Die Marke heißt ‚Kardashian Brand‘.“
Sie lacht auf. Erst vorsichtig, dann lauter werdend, tut er es ihr gleich, wobei seine Brille lustig verrutscht.

Hamburg, 21.12.2023
Autor:
Michael Mainka

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